Meinst du es anderen gut?
Meinst du es anderen gut?

Meinst du es anderen gut?

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Es ist ein Facebookinhalt, den ein Geschäftspartner geteilt hat, der mich zu dieser Bloggeschichte animierte. Anhand eines Bildes von Wölfen, die in Kleingruppen hintereinander laufen, wird beschrieben, wie Führung funktioniert. Mein Geschäftspartner fand das stimmig und hat Bild & Text geteilt. In einem Kommentar steht ein Link zu einer Seite, die Fakenews aufdeckt. Das Bild wurde anscheinend ursprünglich in einem ganz anderen Kontext aufgenommen – um zu zeigen, dass Wölfe im Tiefschnee in einer Spur hintereinander gehen, um Energie zu sparen. Doch wenn es für meinen Geschäftspartner als Metapher dient, um zu visualisieren, wie er Führung empfindet – warum nicht? Ihm gefällt die Interpretation eines anderen besser. Und ehrlich gesagt: mir auch.

Wir alle interpretieren Sätze, Handlungen oder Situation manchmal anders als der Absender/Empfänger. »Ich hab es ja nur gut gemeint« ist wahrscheinlich eine der am häufigsten verwendeten Entschuldigungen.

Ein Spagat zwischen zwei Wahrnehmungen

Doch welcher Blickwinkel stimmt? Was ist wahr? Was ist normal? Im Grunde kann jeder nur seine eigene Wahrheit finden. Ob das Glas halb leer oder halb voll ist. In dem Buch »Wie wirklich ist die Wirklichkeit?« beschrieb der österreichische Physiotherapeut Paul Watzlawick, dass »es keine absolute Wirklichkeit gibt, sondern nur subjektive, zum Teil völlig widersprüchliche Wirklichkeitsauffassungen, von denen naiv angenommen wird, daß sie der »wirklichen« Wirklichkeit entsprechen.« Er unterteilt die Wirklichkeit in physische, daher weit gehend objektiv feststellbare Eigenschaften von Dingen und Sinn/Wert dieser Dinge. Die Eigenschaften seien die Wirklichkeit erster Ordnung. Der Sinn betrifft den persönlichen Wert und Bedeutung, diese sind subjektiv. Deshalb wäre absurd, darüber zu streiten.

Genau so ist es, wenn wir jemandem etwas Gutes tun wollen – in bester Absicht – jedoch für den anderen vielleicht nicht passend. Und dann ertappe ich mich, dass ich die Sachen von einem Familienmitglied zu sortieren beginne. Nach meinem Verständnis für Ordnung. Weil ich es ja nur gut meine.